Intuitives Essen

Lernen, was der Körper eigentlich schon kann

Ernährung
Wissenswertes
13.05.2024
Dani | 10 min Lesezeit

Diäten vergessen - Nie wieder Kalorien zählen - Und trotzdem endlich das persönliche Wohlfühlgewicht erreichen: das geht. Bei einer intuitiven Ernährung darf man essen, worauf man Lust hast – ohne Regeln und Verbote. Aber nur dann, wenn man lernt, auf die natürlichen Hunger- und Sättigungssignale zu hören.

Manchmal holt Paula die alten Fotos raus, ihre Tochter will es so. Frida ist jetzt acht, sie ist gerade in dieser Phase, in der sie alles interessiert von früher, Opa, Oma, Mama als Kind. Letzteres ganz besonders. Da war dieses Bild von Paula am Strand, das Gesicht pausbäckig, der Teenagerkörper… nicht wirklich dick. Aber rundlich, weich, undefiniert irgendwie. Frida hatte sich das Foto gegriffen und lange draufgestarrt. „Das bist du“, sagte sie schließlich, „aber eigentlich bist du das nicht.“

Paulas Diät-Reise

Paula war 14, als sie ihre erste Diät machte. Sie war niedlich, beliebt, auch auf Teenagerart begehrt.

Was sie nicht war: glücklich mit sich selbst.

Sie hielt sich für das Gegenteil von all dem. Reihte Abnehmversuch an Abnehmversuch. Landete, was denn sonst, in der Jojo-Falle und am Ende in einer handfesten Essstörung. Das heißt: Binge-Eating. Dann wieder tagelang nur einen Apfel und eine Reiswaffel. Bis sie die Rettungsleine zog und sich zu einer Verhaltenstherapie entschloss.

Die wirkliche Ursache Ihres gestörten Essverhaltens fand sie zwar erst viel später heraus, aber sie lernte in dieser Verhaltenstherapie fünf Grundlagen eines gesunden Essverhaltens kennen, wurde gesund schlank. Und ist es bis heute – 32 Jahre und viele Abende mit Pastagerichten später, trotz Wein und Schokolade und Schwangerschaft und Geburt ihrer Tochter.

Hier kommt ihre Formel:

"Iss regelmäßig und nur dann, wenn du Hunger hast. Hör auf, wenn du satt bist. Iss das, worauf du Lust hast. Verbiete dir nichts. Essen ist dein Freund. Vermeide emotionales Essen."

## Klingt einfach, oder? Ist es auch!

Klingt einfach, oder? Ist es auch!

Und gleichzeitig fürchterlich schwer. Denn das Problem ist, dass wir unser artgerechtes Essverhalten dank Convenience-Food mit all den Zusatzstoffen, Zucker und Geschmacksverstärkern, permanenter 24/7-Verfügbarkeit, Ablenkung und Eile beim Essen verlernt haben. Essen ist ein Zeiträuber geworden, und ist nicht Zeit Geld? Fast-Food-Ketten dagegen sparen wertvolle Minuten ein, ganz zu schweigen von den allgegenwärtigen Bäckerei-Filialen, die unsere Straßen säumen. Ein schnelles Hefeteilchen auf dem Weg zum Bahnhof ist die ultimative Zivilisations-Formel: Zucker und Fett, geteilt durch Zeit, ergibt Stress und Krankheiten.

Das Modell „Intuitives Essen“

1995 hatten die Diätologinnen Evelyn Tribole und Elyse Resch im fernen Kalifornien genug von dem Quatsch. Sie entwickelten das Modell des „Intuitiven Essen“. Und hielten sich dabei an die absoluten Experten auf diesem Gebiet, die das niemals so nennen würden: Kleinkinder. Die nämlich essen, wenn sie hungrig sind. Hören auf, wenn sie satt sind. Wie viel? Das ist unberechenbar. An einem Tag verlangen doppelten Nachschlag, am nächsten Tag werfen sie nach ein paar wenigen Bissen den Löffel quer durch die Küche.

Das ist gesund. Und eine Fähigkeit, die wir mehr und mehr verlieren, wenn wir älter werden. Kennt Ihr bestimmt: Iss deinen Teller auf! Nachtisch gibt’s nur, wenn der Brokkoli alle ist! Gemüse wird uns als gutes Essen gepriesen, Chips dagegen als Teufelszeug. Die Folge? Essen wir sogenannte „gute” Lebensmittel, sind wir zufrieden mit uns selbst. Wählen wir hingegen eines der „schlechten” Lebensmitteln, werden wir von einem schlechten Gewissen geplagt.

Intuitives Essen will, das man diese Gedanken abschüttelt. Denn alle Lebensmittel sind erlaubt. Isst man nach seinem Bauchgefühl, lernt man, auf Körpersignale zu achten. Und spürt, dass einem Gemüse guttut – und selten auch mal Salted-Caramel-Eiscreme. Die dann aber mit Freude. Klingt komisch? Na ja, die Wissenschaft sieht das inzwischen anders – es gibt mittlerweile über 100 Studien, die die Vorteile von intuitivem Essen aufzeigen. Als da wären: Höheres Selbstbewusstsein. Ein verbessertes Körperbild. Wohlbefinden. Positive Auswirkung auf die psychische Gesundheit. Eine geringere Rate an Essstörungen. Erhöhtes HDL-Cholesterin. Niedrige Triglycerid-Werte.

Jetzt muss es nur noch umgesetzt werden

Aber wie lernt man das nun, dieses intuitive Essen? Am besten fragen wir noch mal bei den Damen Tribole und Resch im fernen Kalifornien nach. Die haben nämlich zehn Prinzipien aufgestellt. Die wichtigsten lauten: Leg die Diätmentalität ab. Schließ Frieden mit dem Essen. Fordere die innere Lebensmittel-Polizei heraus. Achte auf Sättigungssignale. Lerne, deinen Körper zu akzeptieren.

Dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen lernen – das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Wer noch nicht so weit ist und trotzdem sorgsam mit seinem Körper umgehen will, der braucht vielleicht Hilfe. Zum Beispiel: metabolicscan Stoffwechselanalysen und auf den eigenen Kalorienbedarf zugeschnittene Rezepte, wie man sie zu Hunderten in der vicoach App findet.

Aber wer seinen Weg in die Achtsamkeit, findet, kommt irgendwann auch allein klar. Spürt in sich hinein, hat Freude am Essen. Entdeckt die Langsamkeit beim Essen, lässt sich nicht durch Medien ablenken. Lässt Reste liegen und isst sie später. Macht Paula übrigens auch immer. Und sie sorgt außerdem dafür, dass ihre Teller schön angerichtet sind. Das Auge isst nämlich mit!

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