Wie in jedem Jahr steht eines ganz oben auf der Wunschliste der Deutschen zum Jahresbeginn: Abnehmen und sich gesünder ernähren. Aber gehört Ihr auch zu denen, bei denen Neujahrsvorsätze nur ein paar Tage halten? Grämt Euch nicht – völlig normal. Denn um schlechte, aber liebgewonnene Gewohnheiten zu ändern, muss man sein Hirn austricksen. Und das über längere Zeit.
Fangen wir mal morgens an.
„Zwei Glas Wasser nach dem Aufstehen“, sagt Dr. Anne Fleck, „wer die trinkt, hat schon eine Menge für sich getan.“ Warum? Weil, so Deutschlands führende medizinische Ernährungsexpertin, dadurch der Flüssigkeitsverlust der Nacht ausgeglichen und der Stoffwechsel für den Rest des Tages schon mal auf eine ganz andere Schiene gesetzt wird. „Das“, sagt Anne Fleck, „ist ein erster machbarer Schritt auf dem Weg zu Veränderung.“ Die Sache ist nur: Auf diesen ersten Schritt müssen 49 weitere Folgen. Mit anderen Worten: Erst wer 50 Tage infolge morgens zwei Gläser Wasser trinkt, darf von sich behaupten, dieses Prozedere wirklich in sein Leben integriert zu haben.
Seine Gewohnheiten zu ändern ist schwer, sauschwer. Und das hat gute Gründe, denn Gewohnheiten sind erstmal etwas Gutes. Laut dem Psychologen Bas Verplanken sind es „Neigungen, automatisch auf bestimmte externe Auslöser zu reagieren. Diese Neigungen basieren auf unserem Gedächtnis.“ Die Betonung liegt auf: automatisch. Über 80 Prozent unserer Handlungen verrichten wir unbewusst. Wer auf eine rote Ampel zuläuft, muss nicht lang überlegen, was zu tun ist. Er bleibt automatisch stehen und kann in aller Ruhe weiter darüber nachdenken, wie er seine schnuckelige Nachbarin von einem Date überzeugt.
Wenn wir etwas zum allerersten Mal erlernen, wird das bewusst von unserer Grosshirnrinde gesteuert. Ein paar Wiederholungen später schon wird das Erlernte zur Routine, die nötigen Informationen werden in unseren Basalganglien tief im Innern des Gehirns festgetackert. Und zwar so fest, dass sie nicht mehr ausgelöscht werden können. Eine alte Gewohnheit durch eine neue zu ersetzen – boah: Das gehört zum Schwierigsten, was Menschen aufgebürdet werden kann.
Wir kennen das ja von den Neujahrsvorsätzen, die sozusagen genau vor der Tür stehen. Nur gut 50 Prozent derer, die sich am 31. Dezember für die kommenden zwölf Monate weniger Gewicht/mehr Sport/netter zu den Kindern sein vornimmt, glaubt überhaupt daran, dass es klappen könnte. Und am Ende des Jahres halten sich dann tatsächlich auch bloß 12 Prozent an das, was an Neujahr noch zum Masterplan gehörte.
Und das bringt uns zu den oben erwähnten 50 Zwei-Glas-Wasser-Morgen. Um neue Ess- und Trinkgewohnheiten zu etablieren, dauert es etwa diese sieben Wochen und einen Tag. Wer sich vornimmt, jetzt jeden Morgen Joggen zu gehen, muss noch länger durchhalten: Neue Sportgewohnheiten müssen 80 Tage lang durchgespielt werden, um überhaupt zur Gewohnheit zu werden.
Okay. Und nun? Na ja: trotzdem anfangen mit den Änderungen. Denn wer abnehmen, mehr Sport treiben und überhaupt ein gesünderer Mensch werden will als er ist, kommt nicht drum herum, an gewissen Stellschrauben zu drehen.