Musik
Michael Stipe war und ist ein musikalisches Genie, auch und vor allem als Kopf und Stimme von R.E.M., für nicht wenige eine der besten und wichtigsten Bands, die jemals ein Studio betreten haben. Stipe war und ist aber auch ein komplizierter Mensch, kontrovers, engagiert, tiefgründig, schwierig. Deshalb hat sich die Popwelt verwirrt kollektiv die Köpfe gekratzt, als vor ziemlich genau 30 Jahren „Shiny Happy People“ erschien, eine Hymne, die vor Lebensfreude und guter Laune nur so krachte. Was will der Mann uns damit sagen?, fragten sich Fans und Kritiker und suchten nach Message und Subtext. Die Wahrheit ist: gibt es gar nicht. „Ich habe auch eine nette und lustige Seite, die wollte nur niemand sehen“, sagt Stipe, und weil er eben mal Bock auf eine launige Schingelschangel-Nummer hatte, wurde das Ding 1991 zum Hit und später zum Evergreen. Was dem Mann dann auch wieder nicht recht war – Stipe sagt, er hätte sich „richtig geärgert über den Erfolg“ es Stücks. Bizarr, soll uns aber nicht stören – Stipe und seine Jungs geben den Ton vor auf unserer ersten Playlist des Jahres. „Alles wird gut“ heißt sie, und wir wollen nichts als Spaß, Freude und und Optimismus damit in die Welt tragen. Dabei helfen uns Bosse, Weezer, Vampire Weekend – ja, und nicht einmal Bob Marley war sich posthum zu schade, um zur Stimmungsaufhellung beizutragen. In diesem Sinne: Stir it up!
Podcasts
*Geschichten aus der Geschichte
Treffen sich zwei Männer und reden… Machen wir uns nichts vor: Das ist die Basis von in etwa zwei Dritteln aller Podcasts weltweit. Das ist nicht originell und nicht immer gut. Aber manchmal auch richtig super. Zum Beispiel bei Richard Hemmer und Daniel Messner – zwei Historiker, die seit bummelig fünf Jahren sehr detailverliebt über oft wenig bekannte Ereignisse der Weltgeschichte reden. Das Besondere dabei: Der eine weiß zum Beginn einer Folge nicht, welche Geschichte ihm der andere auftischt, das heißt, er hört mit der selben unbeleckten Neugier zu wie man selbst. Das macht richtig Spaß, und hinterher weiß man ziemlich genau, warum mieser Wein zu einem Aufruhr in Oxford geführt hat, wie ein Hochstapler 1925 versuchte, den Eiffelturm zu verkaufen und wie eine Frau Korea zu Macht und Wohlstand verhalf – vor 1400 Jahren. Nichts ist so spannend und erstaunlich wie das echte Leben.
Hörbücher
*„Just Like You“ von Nick Hornby
London, 2016, die Debatte vor dem Brexit-Referendum brodelt, und im Norden der Stadt geht Lucy Fleisch kaufen. Hinter dem Tresen wird sie von Joseph bedient, der sich als Teilzeiterzieher entpuppt und als As an der Playstation, und genau deshalb engagiert Lucy ihn als Babysitter für ihre beiden Fifa-süchtigen Jungs. Sie ist 42, Lehrerin und geschieden, beste weiße Mittelschicht, Joseph ist 20 Jahre jünger und schwarz, und ja: Aus beiden wird irgendwie ein Paar. Wie das funktioniert und manchmal auch nicht, wie man als liberaler Mensch den Brexit verstehen kann und wie man Vorurteile mit einem Schulterzucken lässig entwertet – als das beschreibt der großartige Nick Hornby komplett unaufgeregt in seinem neuesten Buch, richtig gut vorgelesen von Britta Steffenhagen.