Wer Sport macht, braucht vor allem eines: Motivation. Woher die kommt, ist allerdings komplett unterschiedlich. Darüber schreibt hier der Autor Stephan Bartels an seinem eigenen Beispiel – und dem seiner Frau.
Ich bin, schon beruflich, ein Mann des Wortes. Als solcher habe ich Lieblingswörter, „seltsam“ zum Beispiel finde ich fabelhaft. Und es gibt Wörter, die an meiner Seele kratzen wie Kreide auf einer Schultafel. Kaum ein Wort ist für mich so negativ besetzt wie: Disziplin. Ist für mich das Gegenteil von Freiheit und Lebensfreude, meine Abneigung gegen Disziplin ist mutmaßlich behandlungswürdig. Verheiratet bin ich übrigens mit Kathrin, die Probleme mit ganz anderen Wörtern hat. Zum Beispiel „Wettkampf“, „innerer“ und „Schweinehund“ und „Qual“.
All das hat auch mit Sport zu tun und Training, sogar eine ganze Menge. Kathrin und ich sind beide sportliche Typen, auf sehr unterschiedliche Weise. Ich habe früher Fußball gespielt bis zur Landesliga, ich liebte Volleyball und Badminton und Tennis, immer um Punkte, immer im Wettbewerb, oft über meine eigene Schmerzgrenze hinaus. Dafür konnte man mich nachts um drei ungestraft aus der Tiefschlafphase ziehen. Kathrin hingegen hatte in der Schule einige ziemlich ätzende Erlebnisse beim Sport, ihr wurde bei Ballsportarten eine komplette Talentlosigkeit bescheinigt, sie wurde von Lehrern vorgeführt und bloßgestellt, das hat sich eingebrannt. Als sie mit Mitte 40 aus Neugierde mal bei einer Frauenfußballmannschaft mittrainiert hat, warf sie aus Angst davor, für Fehlpässe ausgelacht zu werden, schnell das Handtuch. Sie mag es auch nicht, an Geräten im Studio zu arbeiten. Aber sie liebt lange Radfahrten, hüpft stundenlang auf unserem Fitnesstrampolin in der Küche herum und kreist mit dem Hula-Hoop-Reifen durch die Wohnung.
Was Menschen motiviert, überhaupt Sport zu machen, ist komplett unterschiedlich. Es ist eine Typfrage, innerlich, manchmal auch äußerlich, hängt mit Sozialisation zusammen und der eigenen Lebenssituation. Nehmen wir meine: Ich bin inzwischen Mitte 50, trage einen Bauch mit mir herum und habe mir durch Fußball die Knie ruiniert, was, Stand jetzt, bedeutet: kein Fußball mehr für mich. Überhaupt keinen Ballsport mit den schnellen Tempo- und Richtungswechseln. Ich kann nicht mal mehr joggen. Okay, damit kann ich leben, das mochte ich noch nie – kein Wunder, man kann dabei keine Tore schießen. Aber kein Sport ist keine Alternative, dafür weiß ich zu viel darüber, was seine Abwesenheit in einem alternden Körper anrichtet. Ich bin also Mitglied in einem Fitnessstudio, gehe dort auf den Crosstrainer, an die Beinpresse, auf das Indoor-Cycling-Rad. Manchmal. Oft nehme ich es mir aber auch nur morgens fest vor. Und dann kommt doch wieder etwas dazwischen. Und manchmal auch nichts, und ich komme trotzdem nicht hoch vom Sofa mit meiner Undisziplin.
Da ist es wieder: das Wort Disziplin. „Ich liebe es“, sagte neulich Martin zu mir, ein Personal Trainer. Ich zog die Augenbraue hoch. Liebe? Für etwas, das einem so viel persönliche Freiheit nimmt? Stimmt doch gar nicht, sagte er: „Ich sehe, was ich durch sie gewinne. Einen gesunden Körper, der mich in nichts einschränkt – und das ist doch wohl die ultimative Freiheit.“ Das Gespräch ist ein paar Wochen her, und seitdem denke ich tatsächlich anders über die Disziplin: Das Bild von Freiheit, von Beweglichkeit setzt sich mehr und mehr in meinem Kopf fest. Ich gehe mit einer anderen Haltung auf den Crosstrainer. Und öfter. Ich weiß, wofür die drei zusätzlichen Kilos an Muskeln und die acht weniger an Fett (alles gemessen mit cardioscan) gut sind.
Das ist ein ganz zentraler Punkt bei der Motivation für den Sport: Wofür mache ich es? Für mich ist das Wort „Freiheit“ zur Zeit der entscheidende Kicker. Aber für viele ist das zu vage. Studien zeigen: Je konkreter man sein Ziel formuliert, desto besser klappt die Umsetzung. Also nicht: Ich will abnehmen. Sondern: Ich will sieben Kilo abnehmen. Nicht: Ich müsste mehr laufen. Sondern: Ich will im April beim Halbmarathon in Madrid mitmachen. Um seine Ziele zu definieren, gibt es die SMART-Formel, und das mit Madrid und den sieben Kilos steht schon mal für das S: Ziele müssen spezifisch formuliert werden. Sie müssen, M, messbar sein. Man muss, A, voll dahinter stehen und Ganze auch wirklich akzeptieren. R steht für realistisch – kommt Madrid zu früh? Sind sieben Kilo ein Hirngespinst? Und wann erreiche ich die? Dafür haben wir das T: Wir bestimmen einen Termin, an dem unser Ziel erreicht werden soll.
So. Wenn Ihr jetzt Kathrin mit SMART kommt, wird sie die Augenbrauen zusammenziehen und Euch verständnislos anstarren. Auch sie hat Ziele – es gibt da dieses Bild von ihr vor 20 Jahren, sie im orangen Bikini am Strand von Barcelona, den Zustand – ein paar Kilo müssten dafür runter – würde sie gern wieder erreichen. Aber Trainern, die behaupten, sie müsse dafür den inneren Schweinehund überwinden und „aus der Komfortzone kommen“, wird sie etwas husten. Kathrin liebt ihre Komfortzone. „Und deshalb werde ich sie erweitern“, sagt sie.
Und das ist schlau. Letztes Jahr habe ich mit angesehen, wie das funktioniert. Wir haben einen Schnupperkurs im Golf gemacht, und ich hatte ein bisschen Schiss davor. Nicht wegen mir, ich hatte befürchtet, dass Kathrin aus Angst davor, alles falsch und sich zum Horst zu machen, nach kürzester Zeit die Anlage verlässt. Aber Lee, unser Trainer, Südafrikaner und Ex-Profi, hat nur gegrinst. „Fehler sind lustig“, sagte er, „du brauchst keine Angst vor ihnen zu haben. Mach sie einfach.“ Er sagte auch, dass Technik eigentlich scheißegal sei und man seinen Schlägen lieber hinterherspüren solle, und das hat derart mit Kathrin korrespondiert, dass sie völlig angstfrei drauflosgeschlagen hat, mit wachsender Begeisterung. Und so viel mehr Talent, als sie selbst für möglich gehalten hätte. Und jeder Lehrer, der ihr früher Sport zur Hölle gemacht hat.
Und darauf kommt es am Ende an: Finde dich selbst, finde deinen Rhythmus – dann kommt die Lust auf Sport von ganz allein.
Manchmal ist es auch schon das Auseinandersetzen mit den eigentlichen Zielen und Wünschen die wir bezüglich eines Trainings haben. Dabei helfen dir unsere Check Ups und Analysen. Denn die Grundlage aller Ergebnisse sind zum einen deine Körperdaten, aber nur mit deinen Zielen und Wünschen schaffen wir auch eine echte Empfehlung für dich auszusprechen. Daher sind die Ziele auch in der vicoach App fester Bestandteil der Anamnese, bevor du loslegen kannst.